Dieses Thema ist eher ein Schwank aus der Vergangenheit. Bei der Beschäftigung mit dem Thema habe ich aber viel über Kameratechnik gelernt. Ausserdem ist ein nettes Monster bei dem Bau herausgekommen. Daher möchte ich meine beiden 35mm-Adapter hier noch einmal zeigen :-) Sehen wir uns erst einmal ein Bild an:
DV35F DV35G
Was ist überhaupt ein 35mm-Adapter? In Zeiten, in denen Amateur und Low Budget Filmer mit Consumer Videokameras im SD Format filmen mussten und wollten, war trotzdem ein Bild gefragt, welches ähnlich aussehen sollte, wie das mit professionellen Filmkameras aufgenommene. Farben, Helligkeiten und Kontraste konnten mit einfachen Mitteln am Computer verändert und angepasst werden. Nicht aber die Bildinhalte. Bei genauerer Betrachtung unterschied sich das Bild einer Filmkamera und einer (Consumer)-Videokamera vor allem durch die Möglichkeiten zum Einsatz der Schärfentiefe. Jeder hat das schon einmal gesehen. Bei einem schönen Portrait aus der Spiegelreflexkamera ist die Person scharf abgebildet, der Hintergrund jedoch verschwommen und unscharf. Der Fotograf oder Kameramann würde sagen die Person ist freigestellt. Nimmt man den gleichen Bildausschnitt mit einer Videokamera auf, so lässt sich dieser unscharfe Hintergrund kaum realisieren. Er ist immer viel schärfer als in dem Bild mit der Spiegelreflexkamera. Für diese Unschärfe gibt es Gleichungen und optische Parameter. Das sind Abhängigkeiten von Brennweite (sollte hoch sein), Blende (sollte zu sein) und Abbildungsmaßstab (sollte groß sein). Brennweite und Blende können ja bei den Videokameras auch sinnvoll gestellt werden, aber im Abbildungsmaßstab gibt es signifikante Unterschiede. Er bezeichnet die Fläche auf der belichtet wird. Bei der Filmkamera ist es 35mm-Film (Super35) und bei der Videokamera die Sensorfläche. Und Ende der 90er, Anfang der 2000er Jahre war die Chipfläche eher klein. Also sehr klein. Sensoren in Videokameras waren in der Regel so groß wie ein Fingernagel am kleinen Finger. Damit war nur schwer so eine Schärfetrennung von Vorder- und Hintergrund im Bild zu erzielen. 35mm-Adapter setzten an genau diesem Punkt an und versuchten das Bild auf einer größeren Mattscheibe einzufangen und von dort mit der Videokamera abzufilmen. Da gab es professionelle Geräte, aber auch einen ganzen Zoo von Selbstbauten dazu. Wer da generell noch mehr wissen möchte kann sich z.B. bei 35mm-adapter.de informieren. Ich habe jedenfalls auch fleissig gebaut und zeige hier ein paar Bilder aus den Bauphasen und den Testphasen. Zumal ja bei einem meiner Kurzfilme (Mit Bande) sogar ein Adapter eingesetzt wurde :-)
Der Weg zum Adapter wird ein langer sein ... und ist steinig. Um das Prinzip zu testen, habe ich mit einer alten Minolta Spiegelreflexkamera, Butterbrotpapier und einer Katzenfutterdose einen Test gemacht. Butterbrotpapier dahin, wo sonst der Film liegt, Dose zum Abdunkeln dran und dann mit der Videokamera das Butterbrotpapier abfilmen.
Testaufbau mit Butterbrotpapier
Damit gefilmtes Bild
Netter Test. Er zeigt jedenfalls als Proof of Concept, dass so eine Projektion durch eine Spiegelreflexkamera und das Abfilmen davon generell möglich ist. Ich habe dann meinen ersten Adapter entworfen und langsam angefangen zu bauen.
Entwurf erster Adapter
Dabei hatte ich durchaus noch einige Denkfehler dabei. Einer davon lautete z.B. dass das projezierte Bild auf der Mattscheibe spiegelverkehrt und auf dem Kopf sei. Das klingt, als müsste man es zur Korrektur zunächst spiegeln und dann einmal auf den Kopf drehen. Richtig ist aber, dass die Projektion einfach nur einmal um 180 Grad gedreht ist. Man musste also nur genauso drehen um das korrekte Bild zu bekommen. Aber ich baute erst einmal los.
Basis für all meine 35mm-Adapter war eine alte Minolta SRT-101 Spiegelreflexkamera. Von dieser habe ich die Seitenteile abgeschnitten und den Bereich der Filmebene so modifiziert, dass ein sogenannter Glasscreen in Kleinbildfilm-Größe dort einpassbar war. Dieser Grundaufbau blieb bei mir immer gleich und wurde nur einmal in Frage gestellt, als die Möglichkeit bestand den Glasscreen durch eine Glasfaserplatte zu tauschen. Dazu kam es aber nicht mehr. So entstand z.B. zunächst auch ein Spiegelkasten hinter der Kamera. Wegen des o.g. Denkfehlers musste der aber wieder in eine einfache Rückplatte zurückgebaut werden.
Der so entstandene Minolta-Umbau war nun mein eigentlicher 35mm-Adapter. An der Rückseite war zusätzlich ein Balgen befestigt. Dieser wiederrum hatte ein passendes Schraubgewinde (aus einem Polfilter entnommen) für meine damalige MiniDV Kamera MV530i von Canon. So ließ sich der Adapter an der Videokamera befestigen und konnte ohne Störungen durch Lichteinfall von der Mattscheibe auf der Kamerarückseite abfilmen. Das erste Bild, dass ich damit aufgenommen habe zeigt sehr schön die geringe Schärfentiefe, die mit einer normalen MiniDV Kamera damals nicht so zu erzielen war:
Nun fehlte noch ein bisschen drumherum, den Adapter und Kamera mussten ja auch irgendwie robust verbunden werden um einen 'echten' Drehtag zu überleben. Riggs gehörten immer zum 35mm-Adapter Bau dazu. Bei mir sollte es sehr schnell gehen mit dem Rig, weil ich nämlich ein anstehendes Projekt hatte (Mit Bande - im Filmmenü links auch zu sehen) und dabei den Adapter einsetzen wollte. Und so entstand der DV35G als mein erster verwendeter 35mm-Adapter.
Auf dem Bild kann man sehen, dass die Videokamera kopfüber mit zwei Regalwinkeln auf einer Holzplatte befestigt wurde. So erspart man sich das Drehen der Bilder in der Nachbearbeitung. Hinter der Kamera wurde ein 7" TFT befestigt (Rückfahrmonitor) mit dem ein gedrehtes Bild zum Kamera-Operating betrachtet werden konnte. Der Adapter selbst wurde mit Holzklötzchen auf die richtige Höhe gebracht und vorne auf dem Brett angeschraubt. Darunter wurde noch ein externes Stereo Mikrofon für einen besseren Kamera Originalton befestigt. Das ganze konnte auf eine Schnellbefstigungsplatte für Stative montiert werden und war so tatsächlich einsatzbereit/verwendbar. Rechts daneben sieht man ein damit aufgenommenes, unbearbeitetes Einzelbild aus 'Mit Bande'.
Beim Filmdreh für Mit Bande ging kurz vorher die MiniDV Kamera kaputt und ich musste den Adapter kurzfristig auf eine Sony TRV11E umbauen. Das ging, war aber kompliziert. Ich beschloss den Adapter weiterzuentwickeln und flexibler zu machen. Daher das F im Namen. Ausgangspunkt für den Neubau war etwa folgender Entwurf:
Hier sind die Komponenten Adapter, Kamera, Monitor und Stromversorgung jeweils auf 15mm Schienen angebracht (15mm Rods um zum Industriestandard zumindest theoretisch kompatibel zu sein). Das Grundmaterial sollte Aluminium sein. Die Befestigung zwischen Balgen und Videokamera sollte einen Magnetverschloss haben. Auf die Art und Weise wollte ich jede beliebige Kamera mit StepUp Adaptern an den Balgen anschließen können. Passende Eisenringe habe ich mir damals Lasercutten lassen und dann jeweils 4 Neodym Magnete eingeklebt. Das Patent funktionierte einwandfrei.
Dann wurden die Befestigungen für die Videokamera und den Adapter benötigt. Rändelschrauben waren gar nicht so leicht zu bekommen :-) Auch die Alurohlinge muss man so erst einmal finden. Jedenfalls war dann schon alles beisammen.
Ich habe mir extra eine Tischbohrmaschine gekauft und die mit einem Kreuzschlitten auch noch zu einer Fräse umfunktioniert, für die erforderlichen Langlöcher. Ansonsten wurde gesägt, gebohrt und Gewinde geschnitten was das Zeug hält. Und das Monster ist fast fertig geworden! Zum Schluß fehlte nur noch die Wand des Akkufaches und die Ladeverkablung sowie ein in dieser Box auch vorgesehener Signalverteiler. Hier einmal verschiedene Ansichten und zwei 'Betriebsbilder':
Tatsächlich weiß ich nicht, was die ganze Konstruktion gewogen hat. Aber sie war sauschwer. Daher machte ich bereits Pläne, eine dritte Version (MK II) zu bauen, die nicht mehr die massiven Aluteile, sondern fast nur noch Rohre verwendet:
Weder diese neue Version, noch die alte Version wurden je fertig oder eingesetzt. Denn dann kamen die Spiegelreflexkameras auf den Markt, die selbst filmen konnten. Damit war das Thema eigentlich final erledigt. Ich kaufte mir eine 5D Mk II und war glücklich. Andererseits möchte ich weder die handwerklichen noch die kamerafachlichen Erfahrungen missen, die ich beim Bau dieser Adapter gesammelt habe :-) Es hat Spaß gemacht. Neben dem Filmen, bastel ich wohl auch gern und viel.